Interview mit Prof. Gerhard Müller-Hornbach
Liebe Leser der News Am Sand, heute haben wir nur für euch ein Interview mit einem deutschen Komponisten durchgeführt, dem Prof. Gerhard Müller-Hornbach. In dem unten zu sehenden Video findet man einige Fragen über sein Leben und sein musikalisches Sein womit ihr mehr über ihn in Erfahrung bringen könnt.
Wir wünschen euch, lieben Lesern der News Am Sand, noch einen wunderschönen Moment, in dem ihr euch das nur für euch aufgenommene Video anschauen und/oder anhören könnt.
Viel Spaß beim Zuschauen!!!
Videotranskript:
Marcus: „Guten Tag, ich bin Marcus Tantar, Reporter in der Redaktionsgruppe News Am Sand Niederanven und befinde mich neben Professor Gerhard Müller-Hornbach in der Philharmonie Luxemburg. Lieber Professor Müller-Hornbach, Sie sind Gast der Philharmonie Luxemburg für den Kompositionsworkshop für Kinder und Jugendliche «Wie klingen die Sterne?». Lieber Herr Professor, bitte sagen Sie uns ein paar Worte zu Ihrer Person.“
Gerhard: „Ja gerne. Ich bin Komponist und Dirigent und ich hab sehr lange auch Komposition unterrichtet, in Frankfurt am Main, an der Musikhochschule, viele junge Komponisten unterrichtet, aus aller Welt, aus China, aus Lateinamerika,... Also, wirklich von überallher sind sie gekommen, und das war eine sehr, sehr spannende Arbeit. Und ich selbst komponiere seit meiner Jugend, und außerdem bin ich Dirigent, habe mein eigenes Ensemble, und seitdem ich jetzt pensioniert bin an der Hochschule mache ich viele Konzerte, komponiere und mache auch Projekte immer wieder mit Kindern und Jugendlichen, um ihnen...ein bisschen...dabei zu helfen, selbst musikalisch kreativ zu werden."
Marcus: „Welches Studium haben Sie denn gemacht?“
Gerhard: „Ja, ich hab Musik studiert, natürlich, ich habe auch Instrumente studiert – also...mein Hauptinstrument war Horn. Dann hab ich auch Klavier studiert und anschließend eben Kompositionen. Das waren meine Hauptstudien; ich habe an der Universität auch noch Musikwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften studiert. ”
Marcus: „Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Berufe auszuüben, die Sie ausüben?“
Gerhard: „Ja, das hat sich so allmählich entwickelt. Als Kind oder als Jugendlicher war ich schon sehr begeistert von Musik. Allerdings, bis ich ungefähr vierzehn Jahre alt war, wollte ich eigentlich erst Förster werden (weil mich die Natur faszinierte). Später wollte ich Chemiker werden, weil mich das interessiert hat, einfach diese Wissenschaft, aber dann bin ich auf die Musik gekommen, und ich muss sagen, es ging zuerst über die Popmusik, die mich sehr fasziniert hat, und dann immer mehr auch andere Musikstile."
Marcus: „Von welchen Liedern haben Sie sich für Ihre Kompositionen inspiriert?“
Gerhard: „Ja, ganz am Anfang, wie gesagt, da hab ich Popmusik gehört, das war die Zeit der Beatles und der Rolling Stones, und ich habe selbst dann Gitarre gespielt, hab mir das selbst beigebracht und immer die Schallplatten angehört und versucht, die Lieder nachzuspielen. Mit Freunden aus der Schule haben wir gemeinsam eine kleine Band gehabt;...das waren meine ersten musikalischen Erfahrungen. Als Nächstes habe ich dann ein Blasinstrument gelernt und so kam ich Schritt für Schritt immer mehr in die Musik hinein (verschiedene Musikstile) und, ja, hab mich irgendwann entschlossen, das zu meinem Beruf zu machen."
Marcus: „Von was inspirieren Sie sich normalerweise für Ihre Lieder?“
Gerhard: „Ja, die frühe Musik (wie gesagt) war von Popsongs sehr stark inspiriert, dann hab ich alles Mögliche kennengelernt: zum Beispiel natürlich Mozart, Beethoven, Bach, Tschaikowski... und so weiter bis ich dann auch modernere Komponisten... oder Musik modernerer Komponisten kennengelernt habe. Und zunehmend hat mich auch dann Musik interessiert, die aus anderen Kulturen stammt. Also zum Beispiel Musik aus China, aus Korea, aus, zum Beispiel der Türkei, oder eben auch überhaupt arabische Musik aber auch südamerikanische Musik. Ich hab sehr viele unterschiedliche Musikstile mir angehört und versucht, sie zu verstehen. Und diese Vielfalt von Möglichkeiten, das ist meine große Inspiration."
Marcus: „Welches war Ihr erstes erfundenes Lied?“
Gerhard: „Ich glaub das Allererste, was ich erfunden hab, das war noch eine Art...ja... Popsong mit dem Titel “Black Man”. Es war vielleicht ein Vorausschau auf die...aber es war damals aktuell die Rassenproblematik in den USA, die sehr vehement Wogen geschlagen hat."
Marcus: „Besaßen Sie als Kind Musikinstrumente?“
Gerhard: „Wie gesagt, das erste Instrument, was ich richtig besessen habe (abgesehen von einer Blockflöte, die bei uns herumgelegen hat, die ich auch mal probiert habe), war eine Gitarre, die ich mir selbst zusammengespart habe. Ich hab dann einer Schülerin oder mehreren Schülerinnen Unterricht gegeben, in Mathematik – Nachhilfe – und hab dafür ein bisschen Geld bekommen und dann so lange gespart, bis ich mir die Gitarre kaufen konnte.
Vorher habe ich immer vorm Schaufenster gestanden und sie angeschaut und irgendwann hatte ich das Geld zusammen."
Marcus: „Was war Ihre erste Begegnung mit der musikalischen Welt?“
Gerhard: „Ja, ich glaube, das Allererste, was ich musikalisch erlebt habe, war, dass meine Mutter sehr gerne gesungen hat und mit uns Kindern auch einfach... Lieder gesungen hat, –Kinderlieder, aber auch andere Volkslieder, das war so die erste Erfahrung, die ich hatte."
Marcus: „Ok. Warum sind Sie irgendwann auf die Idee gekommen, Musik aus Sternenklängen zu produzieren?“
Gerhard: „Ja. Ich hab viele, viele Dinge, die mich anregen zu Musik, also manchmal...ein Gedicht oder eine Geschichte, manchmal die Natur, manchmal...ja, vielleicht eine psychologische Sache, wie, was in unserem Kopf, in unseren Gefühlen passiert, alles das kann eine Inspiration sein. Aber wie gesagt auch Phänomene in der Natur, und aber gleichzeitig auch, wie wir es erleben, wie wir die Natur erleben, und da ist es natürlich: wir gucken immer mal nach oben zu den Sternen, und wir denken: „Gibts da auch Klänge?” oder „Wie ist das?” und da hab ich eben festgestellt, dass Wissenschaftler eine Möglichkeit gefunden haben, die eigentlich magnetischen Wellen der Sterne so zu verändern, dass wir sie hören können, dass sie transponiert sind in eine Frequenz, die wir mit den Ohren wahrnehmen. Das hat mich sehr interessiert und dann hab ich gedacht: “Ja, das ist ja ein faszinierendes Klangphänomen, was wir da erleben können, jetzt probieren wir mal, was passiert, wenn wir versuchen, solche ähnlichen Klänge mit Instrumenten zu erzeugen. Was passiert auch...bei einem Hörer, der sich das anhört, so wie bei mir etwas passiert, als ich diese Sternenklänge das erste Mal gehört habe. Das war eine ganz besondere Erfahrung, ein ganz aufregendes Moment."
Marcus: „War Ihre Absicht, dass diese Musik aus Sternenklängen schön klingt?“
Gerhard: „Ja, da ist immer die Frage: Was ist schön? Ich sage lieber spannend, faszinierend, anregend...schön hat immer so etwas, dass man einen Maßstab hat, an dem man das misst und sagt: Das ist schön und das nicht. Das hat sehr viel mit Gewohnheit zu tun, welche Musik man gewöhnt ist, das nennt man dann vielleicht erst mal schön; und etwas das fremd ist, das ist erst mal fremd und gar nicht so schön. Also, ich finde immer spannend, das kennenzulernen, was ich noch nicht kenne, und versuche auch andere Menschen dazuzubekommen, dass sie sich mit dem beschäftigen, was sie noch nicht erlebt haben, und damit auch bei sich selbst etwas entdecken, in der Begegnung mit etwas Fremdem."
Marcus: „Welchen musikalischen Höhepunkt würden Sie gerne einmal erreichen?“
Gerhard: „Ja, also du meinst so etwas mit Karriere oder so etwas? Also...für mich ist es das, was mich am meisten freut und mir auch wirklich Befriedigung gibt, ist, wenn ich merke, dass die Musik, die ich komponiere, die ich spiele, die ich dirigiere, wenn ich damit die Menschen, die zuhören, erreichen kann. Wenn also die Menschen von der Musik berührt werden, in irgendeiner Weise. Wenn also sich mit der Musik etwas von Mensch zu Mensch transportiert. Das ist mein Ziel, und wenn ich das erreiche, dann ist das mein höchstes Ziel."
Marcus: „Was meinen Sie, wie die Zukunftsmusik klingen wird?“
Gerhard: „Das wage ich nicht vorauszusehen. Was im Moment einen ganz großen Einfluss auf die Veränderung und Entwicklung der Musik hat, ist natürlich die Möglichkeiten digitaler Techniken... Aber auf der anderen Seite gibt es auch die Erfahrung im Bereich der Neurologie, was man dort (sozusagen) an Erfahrung machen kann, die wiederum Rückschlüsse auf bestimmte Möglichkeiten des Komponierens und des Musizierens zulassen. Also ich glaube, da gibts Entwicklung, die zwischen “sehr aus der Emotion herausgestalteter Musik”, aber auch “sehr...aus dem Gedachten, aus der Rationalität, aus Forschung entstandener Musik”... Ich finde immer, das Beste ist, wenn es zusammenkommt, wenn diese verschiedenen Seiten, die im Menschen angelegt sind (das Emotionale, das Rationale...) so, wie wir in uns dann sozusagen ausgeglichen sind, wenn sich das auch in der Kunst, die wir machen, widerspiegelt. Ja, so, dass ein Mensch fühlt, denkt, agiert; seinen Körper spürt,–all die Dinge sich auch in der Musik wiederfinden."
Marcus: „Was wäre die beste musikalische Ausbildung, die Sie einem Kind wünschen könnten, der Komponist werden will?“
Gerhard: „Ah, interessante Frage, ja. Das ist, würde ich mal so sagen, ein individueller Weg. Das heißt, es gibt nicht ein Rezept: So und so muss man ausgebildet werden, dann wird man ein guter Komponist. Es gibt bestimmte Voraussetzungen, die wichtig sind. Was zum Beispiel: Neugier (Man muss neugierig sein, man muss gerne etwas entdecken.)... Man muss auch das Bedürfnis haben, sich irgendwie auszudrücken, sozusagen die Dinge, die man kennt, die man fühlt, die man kennengelernt hat, mit anderen zu teilen, und dann eben so das Gefühl zu haben, die Musik ist mein Medium, wo ich das am besten kann. Das heißt, man sollte auch auf jeden Fall praktische musikalische Erfahrung machen, das heißt Instrumente lernen, ganz egal welche.
Dann sollte man viel über Musik erfahren, das heißt, wie funktioniert Musik, bis hin zu akustischen Phänomenen. Und auf der anderen Seite: Wie ist es mit der Wahrnehmung von Musik, wie ist es, wenn Menschen hören, was passiert da, was geht eben vor, da gibts auch viele neue Forschungen, also, sich damit zu beschäftigen.
Und auch, ganz, ganz wichtig, sozusagen Erfahrungen zu machen im Bereich des Umgehens mit anderen Menschen. Denn wenn ich Komponist bin und komponiere für mich die Musik, und dann ist sie im Computer, und niemand hört das, dann ist das vielleicht nicht das, was man sich wünscht, sondern, dass man Erfahrung damit hat, wie kann ich Kommunikation mit anderen haben. Und das geht als Komponist auch sehr stark darum, dass man Kommunikation mit anderen Musikern hat, die die Musik dann zum Beispiel spielen. Wie muss ich mit diesen anderen Musikern kommunizieren, dass nachher wirklich das klingt, was ich mir vorgestellt habe. Und in diesen ganzen Bereichen Erfahrungen zu machen, das ist sehr wichtig. Deshalb ist für einen Komponisten eine große Vielseitigkeit und auch Vielfalt, sehr, sehr wichtig. Also, man muss nicht nur die Musiktheorie kennen und dann schreiben, sondern man muss wirklich diese vielen verschiedenen Facetten kennenlernen. Und zwar jeder auf seine eigene Weise. Also, es gibt nicht ein Super-Rezept und dann werde ich ein großer Komponist, sondern es ist mehr so, dass man auch hier schon kreativ sein muss in der Art, wie man sich Erfahrungen aneignet. Das kann natürlich über Hochschule, Schule, verschiedene Lehrer passieren, die man sich dann auch aussucht, wenn man denkt: Der oder die hat vielleicht einen besonderen Blick auf die Dinge, der mir weiterhilft. Aber das Wichtigste ist, glaub ich dann...diese Schritte selbst zu machen, die Erfahrungen, die Eindrücke zu verarbeiten, und auch die ganze Zeit an seiner eigenen Persönlichkeitsbildung weiterzuarbeiten, dass man sozusagen seinen eigenen Standpunkt in der Welt immer wieder neu definiert und versucht, diese Erfahrung dann in das künstlerische Arbeiten einzubringen."
Vielen Dank!!!
- 10. Februar 2023