Warum sind sich unterschiedliche Glauben so ähnlich?
Diese interessante Frage stellt man sich selten, obwohl sie es würdig ist, irgendwann beantwortet zu werden. Ich bin auf diese Frage gekommen, als ich wahllos in einem Buch über verschiedene Religionen blätterte und zufälligerweise auf die indische Mythologie gestoßen bin. Es handelte sich um einen ziemlich wichtigen Abschnitt, in dem es um den Stammvater der Menschen (Es gibt auch andere Versionen, in denen behauptet wird, es sei eigentlich der "erste Mensch, der auf die Welt gekommen ist") und um den "Obergott" (Brahma) geht. Dieser Form des Glaubens nach (es gibt verschiedene Varianten der Geschichte - wie bei uns der Katholismus sich von der Orthodoxie unterscheidet) ist Brahma der Erschaffer der Welt. Er liegt in einer Art Dauerschlaf, und jedes Mal, wenn er erwacht, wird die Welt wiedererschaffen. Er "ist" also sozusagen die Welt.
Der Teil der Mythologie, mit dem wir uns jetzt beschäftigen, könnte aber eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Geschichte aus der Bibel zu tun haben, der Arche von Noah*. Es gibt mehrere Gründe, warum man das bedenken sollte, jedoch wäre es besser, euch erst mal mit dieser Sage bekannt zu machen.
Eines Tages findet Manu, der Stammvater der Menschen, einen Fisch. Er entscheidet sich, ihn zu füttern. Jedoch wird der Fisch immer größer, und schließlich ist er so groß, dass er nur noch ins Meer passt. Weil der Fisch so gut gefüttert wurde und auch so gut versorgt, gibt er seine wahre Identität frei: Er ist der Gott Brahma, Erschaffer der Welt. Weil Manu so mitfühlend war, entscheidet er sich, ihn vor einer großen Flut zu retten, die bald kommen wird. Er würde ihm dann ein Boot schicken, in das er selbst klettern und darin auch alle "Samen der Welt" unterbringen solle.
Bild: Sage des Fisches Matsya auf Lotusblüte sitzend.
(Ecke rechts: Brahma, in Form des Fisches, (Hinduismus)
Oben links: Manu mit seinen Kindern und Kindeskindern
auf dem Boot, vom Fisch gezogen* ))
Ihr merkt, es geht auf das gleiche Prinzip zurück. Gott, in diesem Fall Brahma, rettet einen guten Menschen, Noah (bei der indischen Mythologie Manu) vor einer großen Flut, die bald kommen wird. Er solle in das Boot steigen und von jedem Tier ein Paar mitnehmen (in diesem Fall die Samen der Welt). Im allgemeinen schienen Geschichten von Fluten sehr verbreitet zu sein. Bei einer genauen Recherche findet man z. B. Gegenteile davon in der griechischen Mythologie oder in der aboriginalen Mythologie (unter anderen).
Es hat keinen Sinn, alle Parallelen aufzuzählen, weil die Forscher mehr als fünfhundert solcher Sintflutparallelen zählen. Es scheint, dass unter den Mythen die Sintflut am populärsten waren und dass sie deshalb so vielfältig waren. Jedoch müsste sich der Leser jetzt eine Frage stellen: "Woher kommen dann all diese Ähnlichkeiten?"
Die mögliche plausible Erklärung ist ziemlich einfach, jedoch ist es nicht hundertprozentig sicher, dass sie auch stimmt: Beim Übergang der letzten Eiszeiten wurde es offensichtlich wärmer. Das Eis fing an zu schmelzen (am meisten an den Küsten, bei den sogenannten Schelfgebieten), und der Meeresspiegel stieg (es wird vermutet um ungefähr einen Zentimeter pro Jahr). Die Wissenschaftler schließen deswegen natürlich, dass dieses Phänomen bemerkt wurde und dass daher eine Menge Geschichten hervorschossen, was wohl die Ursache davon sein könnte (wie auch bei anderen natürlichen Phänomenen, bei denen der Mensch versucht hat, diese Erfahrung mit einem Wissen zu verbinden, der ihm eingermaßen logisch erscheint), dass es all diese Parallelen gibt.
Dabei seien immer mehr Geschichten entstanden, die sich alle um das Thema Sintflut drehten, und es ist glasklar, dass sie nach dem Kontext variierten (Sünde, Glücksbringer usw.). Es ist jedoch nicht zu vergessen, dass eine Sintflut viele besondere Charakteristiken hat und daher auch einer anderen ziemlich gleichen wird. Ein Beispiel davon wäre, dass die Sintflut Verletzungen mit sich bringt (unter diesen auch Todesverletzungen). Deshalb wäre es höchst unwahrscheinlich, dass solch eine Überflutung als eine große Freude angesehen sein würde. Dann hätte es wiederum keinen Sinn, dass jeder in dieser Geschichte sterben würde, denn sonst hätte es einerseits keinen Wert, die Geschichte zu erzählen, und, noch wichtiger, niemand hätte sie je aufgeschrieben! Selbstverständlich kommt dann also in der ganzen Geschichte eine Arche / ein Boot / ein Schiff vor (als einzige Bewegungsmittel über dem Wasser).
Man merkt leicht, dass dies Eigenschaften sind, die jede solche Geschichte ausschmücken, und dass diese Geschichten leicht eine gewisse Ähnlichkeit zueinander haben werden. Daher kommen also diese ganzen Fragen, die man sich manchmal stellt. Wichtig zu behalten ist jedoch, dass es außer einer Überflutung wahrscheinlich auch noch andere Tatsachen geben wird, bei der die gleichen Regeln aufgehen (hat sehr viele eigene Charakteristiken, ist ein markierender Effekt, das viele Fragen aufstellt usw.). Ich danke dem Leser, diesen Artikel gelesen zu haben, und hoffe aus ganzem Herzen, dass er von der Tatsache, von der der Artikel berichtet, fasziniert ist und mehr Informationen darüber recherchieren will.
* Zu Lebzeiten Noahs merkte Gott irgendwann, dass alle Menschen böse geworden waren. Noah war jetzt der einzige gute Mensch auf Erden. Eines Tages sprach Gott zu ihm und sagte, die Menschen seien nun so böse geworden, dass er sie alle bei einer Sintflut umbringen solle. Noah aber sollte erbarmt werden, weil er der einzige gute Mensch auf Erden war. Ihm wurde also von Gott befohlen, er solle eine große Arche bauen, in der er sich und jeweils ein Paar von jeder Tierrasse unterbringen sollte (also ein männliches und ein weibliches Tier). Und dann kam die Sintflut. Mehrere Tage lang dauerte sie, und Noah schickte regelmäßig einige Tauben aus, um zu sehen, ob es nun doch irgendwo Land gab. Eines Tages dann kam eine weiße Taube dann zurück, ganz allein. Im Schnabel hielt sie einen kleinen Zweig als Beweis dafür, dass sie ein Stück Land gefunden hatte. Noah ging mit seiner Arche dorthin, und er und die Tiere waren gerettet.
Bild: Arche von Noah, wie er und die Tiere ans Festland treten
* (Dies hier ist die komplette Sage des Fisches Matsya - für Interessierte): https://wiki.yoga-vidya.de/Matsya
Bild: Matsya, Fischgestalt
Link: https://www.welt.de/geschichte/article235085102/Flutkatastrophen-Was-hinter-den-vielen-Mythen-von-der-Sintflut-steckt.html
- 17. November 2023