Schulausflug: Family of Man
Überblick
Was ist eigentlich die Family of Man? Höchstwahrscheinlich habt ihr schon von ihr gehört. Es handelt sich dabei um eine Foto-Ausstellung, die zwischen 1951 und 1955 von Edward Steichen, dem damaligen Direktor des MoMA, des Museum of Modern Arts (befindet sich in New York), was übersetzt so viel bedeutet wie "Museum der modernen Künste" und seinen Mitarbeitern zusammengestellt wurde.
Die Family of Man im MoMA |
Es war übrigens auch das erste Mal, dass Fotos als Kunstwerke ausgestellt wurden. Seit 1974 befindet sich die Ausstellung in dem "Schloss von Clervaux" im Norden Luxemburgs. Warum aber gerade in Luxemburg? Das kommt daher, dass Edward Steichen in Luxemburg geboren wurde. (Er zog mit zwei Jahren nach Amerika - mehr dazu im Teil "Biografie von Edward Steichen"). |
In diesem Artikel aber geht es hauptsächlich darum, dass zwei Klassen aus unserer Schule (die Klassen 43 und 44 des Cycle 4.2) am Mittwoch, dem 22/11/2023 die Ausstellung besuchen gingen. Deshalb wird hier auch beschrieben, was wir als Schüler dort gemacht und gelernt haben.
Ich wünsche euch noch viel Spaß beim Lesen des Artikels!!
Unsere Besichtigung der Family of Man
Alles fing damit an, dass wir in der Schule (sechstes Schuljahr, Klasse 44 = meine Klasse) beim Thema Fotografie über Edward Steichen sprachen. Wir gingen dann auch ein bisschen auf die "Family of Man" ein, wir studierten seine Biografie und benutzten seine Kunstwerke im Kunstunterricht. Schließlich, nachdem wir uns auf diesem Gebiet so einigermaßen zurechtfanden, sagten uns die Lehrer Bescheid, dass wir die Fotoausstellung "Family of Man" im Schloss von Clervaux besuchen würden. Natürlich war die ganze Klasse aufgeregt, vor allem, weil wir im Unterricht schon viel von der Ausstellung gehört hatten. Am meisten hatte uns Mireille di Tullo, unsere Deutschlehrerin, über die Ausstellung und Edward Steichen informiert.
Strecke: Schloss von Clervaux
-> Schule Am Sand (Niederanven) |
Unser Tag fing damit an, dass wir alle (also meine Klasse und die genau nebenan) nach unten gingen, um in den Bus zu steigen. Der Bus war genau der gleiche wie der, der uns normalerweise zur Kolonie brachte. Wie schon gesagt, Clervaux liegt ziemlich wei entfernt von Niederanven, wo unsere Schule liegt, und der Bus brauchte ungefähr anderthalb Stunden, um uns zur Ausstellung zu fahren.
Auf dieser Karte könnt ihr die ungefähre Entfernung zwischen unserer Gemeinde, Niederanven, und dem Schloss Clervaux sehen, wo sich die Fotoausstellung der Family of Man befindet. |
Die Hauptsache des Ganzen ist, dass wir irgendwann ankamen. Das Erste, was wir machten, war, einmal gemeinsam durch die ganze Ausstellung zu gehen. Ich muss zugeben, für mich war es das erste Mal, dass ich die "Family of Man" besichtigte, und ich muss sagen: Sie hat mich emotional wirklich sehr getroffen.
Foto am Ende der Ausstellung:
Es gibt immer Hoffnung.
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Die Ausstellung beginnt ursprünglich mit einem Zitat:
"Es gibt nur einen Mann auf der Welt, und sein Name ist Alle Männer. Es gibt nur eine Frau auf der Welt, und ihr Name ist Alle Frauen. Es gibt nur ein Kind auf der Welt, und sein Name ist Alle Kinder."
Dieses Zitat verwandelte sich in Edward Steichen später zu einem Ziel, dem der Fotoausstellung "Family of Man". Es gibt aber noch weitere Gründe als nur diesen, weshalb Edward Steichen diese Fotoausstellung gemacht hat. Einer davon ist der Krieg. Wie im Text "Biografie von Edward Steichen" (siehe unten) steht, hat der Krieg Edward Steichen sehr markiert. Das war, weil er im Ersten und Zweiten Weltkrieg als Kriegsfotograf arbeitete (Sachliche Information: Im Zweiten Weltkrieg nahm er wieder an der Armee teil, und das, obwohl er über sechzig Jahre alt war!). |
All die schrecklichen Sachen, die der weltberühmte Fotograf im Krieg gesehen hat, haben ihn dazu gebracht, zu zeigen, dass der Mensch, obwohl als intelligentestes Lebewesen bisher bekannt, keinen Grund hat, urplötzlich anzufangen, anderen seiner Spezies zu schädigen.
Unter anderem will Edward Steichen also zeigen, dass wir Menschen alle eine Art "Einheit" bilden, und dieses Konzept galt damals als umstritten. Er sprach auch bestimmte Themen mit seinen Fotografien an, die vorher nicht aufgegriffen wurden, wie zum Beispiel geknipste Todesszenen oder auch eine explizite Darstellung der Geburt. Diese wurden als Tabu-Themen angesehen. Es wurden aber nur drei Fotos in der Ausstellung von Edward Steichen selbst geschossen, davon eins von seiner Mutter, wie sie einen Kuchen in der Hand hält. Die anderen Fotos stammen von anderen renommierten Fotografen, er hat sie sich nur - mit einigen anderen Mitarbeitern - ausgesucht.
Interessanterweise spielt die Ausstellung mit unseren Gefühlen. Die Wände zum Beispiel sind in einem gewissen Winkel gestellt, damit man verschiedene Emotionen haben musst. Ich bleibe aber trotzdem beim Vorschlag, dass ihr euch die Ausstellung auch einmal selbst anschaut, weil sich das wirklich lohnt und weil ihr unbedingt das Ganze erleben müsst. Unter diesem Teil habe ich euch einige Fotos der Ausstellung gepostet, damit ihr, liebe Leser, sie euch betrachten könnt.
Biografie von Edward Steichen
Edward Steichen
(1879 - 1973) |
Edward Steichen war ein berühmter Fotograf, der 1879 in Luxemburg, in Bivange, geboren wurde. Als Kind liebte er es, mit dem Licht zu spielen: Seine ersten Fotos schoss er mit sechzehn Jahren. Dabei fotografierte er entweder seine Schwester am Klavier oder die Hauskatze in der Vitrine des elterlichen Geschäfts. Der Anfang seiner zükünftigen Karriere verlief aber nicht so gut: Als er seine ersten Fotos zurückkriegte, war nur ein einziges Negativ scharf genug, um verwendet zu werden (Kleine Erklärung: Ein Negativ braucht man, um mehrere Kopien eines Bildes erstellen zu können, weil ein "negatives Bild" auch leicht in ein "positives Bild" umgewandelt werden kann. Dass man mehrere Abzüge eines Bildes machen konnte, war damals brandneu). |
Fangen wir aber an dem Punkt an, an dem der kleine Edy mit zwei Jahren nach Amerika zog. Anfangs arbeitete sein Vater in einer Kupfermine, doch der wurde schließlich krank. Um die Familie versorgen zu können, öffnete dann Edward Steichens Mutter ein Geschäft, mit dem sie dann der Familie ein wenig helfen konnte. Als er dann mit sechzehn Jahren anfing, Fotos zu schießen, wurde dies gleich zu seiner Leidenschaft, und er fing an, sich ein wenig Geld damit zu verdienen, indem er bei Familienfeiern oder anderen festlichen Aktivitäten ein paar Fotografien machte.
Bild von einem impressionistischen Maler |
Edward Steichens Prinzip beim Fotografieren war, eine Atmosphäre herzustellen, nicht einfach nur ein Bild zu machen, das einfach nur interessant aussieht. Falls ihr euch die Bilder genauer anschaut, werdet ihr merken, dass sie ein bisschen wie Malereien von impressionistischen Malern aussehen. Es ist also praktisch kein Wunder, dass er eng mit einigen von ihnen zusammenarbeitete. Deshalb ging er auch im Jahre 1900 (mit ausreichend Geld) nach Paris, um die Malerei von impressionistischen Malern zu erlernen. Es ist also ungefähr so, dass Edward Steichen einen ganz anderen Blickwinkel über das Thema "Fotografie" hatte als die anderen Fotografen seiner Zeit. Wegen dieses Blickwinkels schoss er dann Fotos, die bisher niemand so geschossen hatte. Seine Fotografien fingen an, sich mit der Zeit zu verändern und so dann auch seine Ziele, und zwar nach dem Ersten Weltkrieg. |
Im Ersten Weltkrieg arbeitete Edward Steichen als Soldat in der US-Armee in Frankreich und schoss Luftfotografien. Der Krieg mitsamt all seinen törichten Eigenschaften erschütterte ihn tief. Man kann sagen, dass Edward Steichen ein "Trauma" vom Krieg hatte. Dieses Kapitel seines Lebens ist ziemlich wichtig, weil es ihn zur "Family of Man" geführt hat.
Foto von Edward Steichen in der Vanity Fair(Zeitschrift) |
Später arbeitete er für zwei ziemlich bekannte Zeitschriften: die Vogue und die Vanity Fair. Er arbeitete jetzt als Modefotograf und fotografierte viele berühmte Persönlichkeiten, unter anderem Charly Chaplin, Marlene Dietrich, Greta Garbo und Winston Churchill. |
Interessante Informationen:
Man kann in Clervaux in die Fußstapfen von Edward Steichen treten: Mit einer Polaroid-Kamera (also einer solchen, wie der Edward Steichen bei seinen Fotos benutzt hat), die du dir dort ausleihen kannst, darfst du genau zehn Fotos schießen.
https://www.visit-clervaux.lu/de/kunst/cite-de-l-image
Polaroid - Kameras zu Edward Steichens Zeit
Bald eine "Family of Niederanven"-Ausstellung?
Wegen der Bewunderung, die wir Edward Steichen schenken, würde ich es toll finden, wenn wir die Erinnerung an Edward Steichen, den Sohn Luxemburgs, weiterführen würden und schlage zu diesem Zweck vor, eine Ausstellung zu seinen Ehren zu organisieren: Die "Family of Niederanven". Zeigen wir unsere Gewohnheiten (zum Beispiel zu Weihnachten, zu "Liichtmëssdag", zu Ostern und so weiter ), denn "wir wollen bleiben, wer wir sind". Teilen wir dazu unsere Urlaubsgewohnheiten, unsere kostbarsten Momente, unsere Erinnerungen.
Was hat euch an Edward Steichen beeindruckt? Schreibt mir eure Meinung!
- 5. Dezember 2023